Vor kurzem habe ich ein bekanntes und beliebtes Zoom aus der Nikon FX-Familie vorgestellt, das AF-S Nikkor 70-200 mm F4 G ED VR – den Test finden Sie hier. Hier geht es nun um ein neues Objektiv, das nahtlos nach unten anschließt, das AF-S Nikkor 24-70 mm F2.8 E ED VR. Passt es nur von der Brennweite oder auch von der Qualität.
Typ
Das Nikon Nikkor AF-S 24-70 mm F2.8 E ED VR ist ein lichtstarkes Standardzoom für Vollformatkameras, das aber natürlich auch an Kameras mit APS-Sensor zum Einsatz kommen kann und dann einen Brennweitenbereich abdeckt, der einem 36-105-mm-Zoom [@KB] entspricht. Es soll Profis ebenso ansprechen wie anspruchsvolle Amateure, die rund 2500,- € für das Objektiv vom Konto holen müssen.
Design, äußerer Aufbau, Material
Wenn man nicht weiß, um welches Objektiv es sich handelt, kann man das Nikon Nikkor AF-S 24-70 mm F2.8 E ED VR gut für ein Telezoom halten.
Das bekannte 24-70 mm F2.8 ist ja schon ein rechter Brocken und das neue Nikkor 24-70mm F2.8.VR ist nun noch einmal 22 mm länger und 5 mm dicker. Seine Maße: 155 mm lang, Durchmesser 88 mm, Gewicht 1070 g.
Bei Fokussieren ändert sich dank Innenfokussierung die Länge nicht, wohl aber bei Zoomen. Bei 24 mm ist es am längsten, wird dann bis 50 mm immer kürzer und legt bis 70 mm Brennweite wieder an Länge zu!
Das wird aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt, denn von dieser Änderung der Länge bekommt man nichts mit, wenn man die mitgelieferte (!) Streulichtblende verwendet, und das tut man ja. Das Vor- und Zurück spielt sich innerhalb der Vier-Segment-Blende ab, mit der das Objektiv eine gleichbleibende Länge von 203 mm ab der Bajonettauflage hat. Diese Länge führt dazu, dass das Licht des eingebauten Blitzes abgeblockt wird und ein Schatten unten im Bild zu sehen ist, sobald man mit Brennweiten von rund 60 mm und kürzer fotografiert. Nimmt man die Streulichtblende ab, tritt der Schatten an etwa 35 mm Brennweite auf.
Der Durchmesser von 88 mm bringt leider auch einen Filterdurchmesser von 82 mm mit sich. Wer vom alten 24-70 mm zum neuen wechseln musste, kann mit vorhandenen 77-mm-Filtern nichts mehr anfangen. Dass beispielsweise auch das Canon EF 24-70 mm F2.8 L II USM oder das Sigma 24-80 mm F2.8 EX DG HSM Filter dieser Größe brauchen, tröstet da auch nicht.
Das Design des 24-70 mm entspricht der aktuellen Linie bei Nikon. Es wird in Stufen von vorn nach hinten etwas dünner. Nach einem glatten vorderen Teil folgt der rund 18 mm breite, Fokussierung, der eine kräftige Gummi-Rippung aufweist. Dahinter gewährt ein kleines Fenster den Blick auf den Entfernungsring. Für eine Schärfenzonenskala ist da kein Platz.
Hinten ist der Zoomring untergebracht. Die Gummi-Rippung ist in sechs Ringe unterteilt. Mit einer Drehung um 90° durchfährt man das Brennweitenbereich. Damit lässt sich der passende Bildwinkel sehr gut und exakt einstellen.
Wie bei diesem Nikkor-Typ üblich fehlt der Blendenring, und wie üblich ist das einfach schade, denn Fotografieren mit Objektiven, die einen Blendenring aufweisen, machen einfach Spaß. Das zeigte sich vor ein paar Tagen wieder, als ich die neue Fujifilm X-Pro2 einem kurzen Praxistest unterziehen konnte.
Ein Gummiring am Bajonett sorgt dafür, dass hier Staub und Feuchtigkeit vom Innenleben fern gehalten werden.
Innerer Aufbau
Das Objektiv ist aus 20 Linsen in 16 Gruppen aufgebaut. Es kommen 3 Linsen aus ED-Glas zum Einsatz, von denen eine eine asphärische Oberfläche hat. Auch von den Glaslinsen weisen drei eine asphärische Oberfläche auf. Außerdem ist eine HRI-Linse verbaut. Um Streulicht und Reflexe zu minimieren, setzt Nikon auf Nanokristall -Vergütung bei einigen Linsen. Die außen liegenden Flächen der Front- und Hinterlinse sind mit einer schmutz- und feuchtigkeitsabweisenden Fluorvergütung versehen.
Die Blende im Zoom wird elektromagnetisch gesteuert und soll eine besonders gleichmäßige Belichtung auch bei schnellen Serienaufnahmen garantieren. Bei den Testaufnahmen wurde das bestätigt. Die neun Segmente ergeben ein nahezu rundes Blendenloch und sorgen für ein sehr angenehmes Bokeh, was natürlich besonders gut bei den längeren Brennweiten (schmalere Schärfenzone) auffällt.
Fokussierung
Das Zoom kann bei im Bereich von 35-50 mm bis 38 cm ab Sensorebene fokussiert werden, darunter und darüber bis 41 cm. Die Vorderkante der Streulichtblende ist dann nur noch rund 18 cm vom Objekt entfernt. Der größte Abbildungsmaßstab liegt an einer Vollformatkamera bei 1:3,1, das ist sehr ordentlich.
Scharfgestellt wird mit einem Ultraschallmotor, der seinen Platz im Objektiv hat, oder manuell. An der Schnelligkeit und Sicherheit des Autofokus gab es an der D750 und D610 nichts auszusetzen – nachdem in beiden Fällen eine AF-Feinjustierung vorgenommen worden war. Von der Scharfstellung ist praktisch nichts zu hören.
Beim manuellen Scharfstellen dreht sich der Fokussierring für meinen Geschmack etwas zu weich. Der Drehwinkel von rund 70° zwischen 38 cm und Unendlich könnte gern größer sein, um bei mittleren Distanzen die Schärfe schneller exakt auf den Punkt bringen zu können.
Wenn die Arbeit des Autofokus einmal überstimmt werden soll, kann die Schärfe jederzeit manuell eingestellt werden.
Welche Entfernung eingestellt ist, wird an das Gehäuse übertragen, so dass etwa die Möglichkeiten der 3D-Messung genutzt werden können.
Stabilisierung
Es ist eine sehr positive Entwicklung, dass Bildstabilisatoren nicht mehr nur in Objektive eingabeut werden, die lange Brennweiten ausweisen. Auch die Nutzer des neuen Nikkor 24-70 mm profitieren davon.
Der Stabilisator bietet zwei Modi. “Normal” ist für den normalen Fotoalltag gedacht, “Active” für Momente, in denen nicht nur das Zittern des Fotografen zu Verwacklungen führen kann, sondern die Kamera vor der Aufnahme zusätzlich bewegt wurde, um etwa im letzten Moment den Bildausschnitt zu optimieren.
An einer hochauflösenden Kamera wie der D750 sollte man bei 70 mm die Freihandgrenze bei 1/100 Sek. ansetzen. Mit aktivem Stabilisator im Modus “Normal” konnte ich unverwackelte Aufnahmen mit 1/8 Sek. erzielen und mit einer Trefferquote von ca. 4 von 10 war auch 1/4 Sek. noch zu nutzen. Wer sehr ruhige Hände hat, wird noch bessere Ergebnisse erzielen können.
Abbildungsleistung
Auflösungsvermögen / Schärfe (an der Nikon D750) Im Zoombereich bis etwa 50 mm bringt das Zoom bei ganz offener Blende sehr gute Ergebnisse in der Mitte mit geringem aber sichtbaren Abfall zum Rand. Abblenden auf 4 und 5,6 sorgt für eine Verbesserung in der Mitte und am Bildrand. Bei Blende 8 und 11 sind dann Bildmitte und gemeinsam auf einem sehr hohen Niveau. Nur bei anfälligen Motiven und genauem Hinschauen ist Blende 11 ein wenig schwächer. Erst ab16 nimmt die Qualität wieder ab. Bei den Brennweiten ab etwa 50 mm und Blende F2.8 ist die Bildmitte etwas schwächer, aber die Leistung ist über das Bildfeld gleichmäßiger. Abblenden bringt eine sichtbare Verbesserung.
Bei allen Brennweiten ist mit Verzeichnung zu rechnen – tonnenförmig bis etwa 28 mm, kissenförmig ab 50 mm. Die Charakteristik der Verzeichnung ist gutmütig und lässt sich leicht per Software minimieren / eliminieren.
Vignettierung ist leider ein Thema, wenn man Blende 2,8 fotografiert. Abblenden auf 4 bringt eine sichtbare Verbesserung und ab Blende 5,6 ist die Randabschattung in den meisten Fällen verschwunden. Per Software können die Bilder gut korrigiert werden.
Reflexe können bei Lichtquellen direkt am Bildrand auftreten, kamen beim Test aber nur selten vor.
Die Chromatische Aberration ist sehr gut korrigiert. Nur sehr selten treten sehr schmale Farbsäume auf, die man erst wahrnimmt, wenn man in das Bild hineinzoomt.
Alles in allem
Mit seinem Brennweitenbereich ist das Nikkor AF-S 24-70 mm F2.8 E ED VR ein vielseitiges Allroundobjektiv*, das wegen seiner hohen Lichtstärke und des hervorragenden Bildstabilisators auch bei schlechten Lichtverhältnissen aus der freien Hand genutzt werden kann. Die schon sehr hohe Leistung, kann noch verbessert werden, wenn man das RAW-Format nutzt und bei der Entwicklung Schärfe und Kontrast feinfühlig erhöht.
Wer auf den Bildstabilisator verzichten kann und/oder nicht so tief in die Tasche greifen möchte hat mit dem alten 24-70 mm F2.8, für das aktuell rund 1400 € verlangt werden, eine interessante Alternative. Das ältere Zoom ist auch dann wichtig, wenn ein älteres Nikon DSLR-Modell noch in Gebrauch ist, da das neue 24-70er als “E”-Typ nur mit den Modellen ab 2007 mit der elektronischen Blendensteuerung genutzt werden kann.
*Alles über den Einsatz der verschiedenen Brennweiten lernen Sie in der großen d-pixx Brennweitenschule, die in den Ausgaben d-pixx 5/2013 bis 4/2014 erschien. Die Ausgaben können in unserem Shop nachbestellt werden!
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS
Text (c) Herbert Kaspar
Produktabbildungen (c) Nikon
Interessiert am Nikon AF-S Nikkor 24-70 mm F2.8 E ED VR?
Das neue Zoom kann hier für 2405,94- € hier bestellt werden. (Stand 17.1.2016)
Interessiert am Nikon AF-S Nikkor 24-70 mm F2.8 G ED?
Das Zoom kann hier für 1439,- € bestellt werden. (Stand 17.1.2016)
Praxisbilder (an Nikon D750)
Hinweis: Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 6016 x 4016 Pixeln auf Ihren Monitor. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder wurden in Adobe Camera Raw mit den Grundeinstellungen entwickelt.
Fotos (c) Herbert Kaspar
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