Sigma baut die Serie der Art-Objektive konsequent aus, hat aber nicht das von vielen erwartete Porträtobjektiv 85 mm F1.4 vorgestellt, sondern das Angebot an hochlichtstarken Weitwinkel-Festbrennweiten ausgebaut. Und so gibt es neben dem 35 mm F1.4 |Art und dem 24 mm F1.4 |Art nun noch das Sigma 20 mm F1.4 DG HSM |Art, das auch eine interessante Ergänzung für das Superweitwinkelzoom 24-35 mm F2 |Art darstellt.
Für unseren Praxistest konnten wir das Sigma 20 mm F1.4 DG HSM |Art an einer Canon EOS 5DS und einer Canon EOS 5D Mark III einsetzen.
Typ
Das Sigma 20 mm F1.4 |Art ist ein hochlichtstarkes Superweitwinkelobjektiv, das an Vollformatkameras einen diagonalen Bildwinkel von 94,5° abdeckt – das sind 10° mehr, als bei einem 24er und diesen Unterschied sieht man.
Design, äußerer Aufbau, Material
Das neue Objektiv folgt der Designlinie der neuen Sigma-Objektive. Es ist geradlinig aufgebaut, wirkt technisch, aufgeräumt und macht einen grundsoliden, belastbaren Eindruck.
Mit einer Länge von ca. 130 mm ist das Objektiv nicht klein und mit 950 g auch nicht leicht, aber es passt sehr gut zu wuchtigen Kameras, wie etwa zur Canon EOS 5er-Serie oder auch zu den Nikon D7xx-Modellen. Die Länge des Objektivs ändert sich beim Fokussieren nicht.
Rund 42 mm steuert die integrierte 4-Segment-Streulichtblende zur Länge bei. Sie umgibt die Frontlinse, die sich deutlich nach vorn wölbt und dadurch den Einsatz von Einschraubfiltern unmöglich macht. Da es auch keine Möglichkeit gibt, Hinterlinsenfilter oder Einschubfilter zu verwenden, muss man sich, sofern es geht, mit Software-Filtern behelfen.
An der Streulichtblende hat das Objektiv mit 90,8 mm den größten Durchmesser, dann wird es in drei Stufen schlanker. Der Fokussierring hat einen Durchmesser von 79,8 mm.
Das größte Einstellelement ist der 41 mm breite Fokussierring, der auf 33 mm Breite mit einer schmal geriffelten, griffigen Gummiarmierung belegt ist. Er lässt sich leicht drehen, so dass man schnell fokussieren kann, bietet aber genug Widerstand für präzises Arbeiten.
Dahinter dreht sich der Entfernungsring unter einem Fenster. Die Ausdehnung der Schärfenzone bei Blende 8 und Blende 16 kann man an entsprechenden Markierungen ablesen.
Links davon ist der AF/MF-Umschalter zu finden.
Als Schmuckelement findet man nur den silbernen Knopf mit dem “A”, der darauf hinweist, dass das Objektiv in der Art-Serie beheimatet ist.
Beim Objektivbau setzt Sigma auf einen Materialmix aus Metall und TSC (Thermally Stabel Composite). Das Bajonett besteht aus Messing.
Innerer Aufbau
Das Objektiv ist aus 11 Gruppen in 15 Linsen aufgebaut. Dazu gehören 2 Asphären, von denen eine als Besonderheit zwei asphärische Oberflächen aufweist, die nicht einem Ausschnitt aus einer Kugeloberfläche entsprechen. Zusätzlich kommen zwei FLD- und fünf SLD-Linsen zum Einsatz. Diese Glassorten weisen besonders niedrige Zerstreuungswerte auf. Eine weitere Maßnahme, mit der die Bildqualitöt verbessert werden soll, ist eine spezielle Mehrschichtvergütung.
Fokussierung
Das 20 mm F1.4 DC HSM |Art ist, wie der Name schon zeigt, mit einem Ultraschallmotor (HSM) versehen, der für die lautlose, schnelle automatische Scharfstellung sorgen soll. An der Canon EOS 5DS und EOS 5D Mark III wurde das Versprechen eingehalten. Allerdings musste bei beiden Gehäusen die AF-Feinjustierung bemüht werden, damit die Schärfe exakt eingestellt wurde.
Beim Fokussieren im Live-View-Modus gab es keinerlei Probleme. Kamerabedingt ist das Scharfstellen mit Kontrastdetektion langsamer als per Phasendetektion im Suchermodus.
An entsprechenden Kameras kann man auch im AF-Betrieb jederzeit manuell Fokussieren.
Die kleinste Einstellentfernung von 17,6 cm ab Sensor bringt an Vollformat einen größten Abbildungsmaßstab von 1:7,1. Dabei beträgt die Entfernung zwischen der Vorderkante der Streulichtblende und dem Objekt aber nur noch rund 11 cm.
Man kann für Schnappschüsse oder Street-Fotografie (für die der Bildwinkel allerdings oft zu groß ist) sehr gut auch ganz aufs Scharfstellen verzichten. Bei Zeitautomatik mit Blende 8 oder 16 kann man den gewünschten Schärfenbereich vorwählen, indem man die Indexe am Entfernungsring nutzt.
Abbildungsleistung
Auflösungsvermögen/Schärfe Das Auflösungsvermögen des Objektivs ist hervorragend und kommt auch mit dem 50-MPix-Sensor der Canon EOS 5DS zurecht, mit der noch feinere Details sauber ins Bild kamen, als mit der EOS 5D Mark III.
In der Bildmitte ist die Abbildungsleistung von Blende 1.4 bís Blende 8 hervorragend. Dass sie dann etwas nachlässt, kann bei Testaufnahmen festgestellt werden, wird in der Praxis aber kaum einmal auffallen. Auch die beiden kleinsten Blenden sind praxistauglich. Bei Blende 11 und 16 ist das Objektiv sehr gut und sehr gleichmäßig über das Vollformat-Bildfeld.
Bei den beiden größten Blenden ist ein sehr geringer Abfall zu den Rändern und dann noch einmal zu den Bildecken zu verzeichnen – auch das wird man in der Praxis bei sehr vielen Aufnahmen nicht wahrnehmen.
Die besten Blenden sind 4, 5.6 und 8, wo die Leistung bis zu den Ecken hervorragend ist und nur in den Ecken selbst geringfügig nachlässt.
Verzeichnung Die für Weitwinkel typische tonnenförmige Verzeichnung (gerade Linien am Bildrand werden nach außen gebogen) ist hervorragend auskorrigiert. Wenn die geringen Reste einmal auffallen, kann man sie in der Bildbearbeitung bequem korrigieren.
Vignettierung Dass ein Objektiv mit 20 mm Brennweite und einer Anfangsöffnung von F1.4 von der Randabschattung betroffen ist, ist nicht wirklich verwunderlich. Bei ganz offener Blende muss mit einem sichtbaren Helligkeitsabfall von der Bildmitte zu den Rändern gerechnet werden, der aber schon durch Abblenden um eine Stufe deutlich reduziert wird, und bei sehr vielen Motiven bei Blende 2,8 schon nicht mehr zu sehen ist.
Reflexe fielen bei unseren Aufnahmen nicht auf.
Chromatische Aberration kann an Kanten mit hohem Kontrast zu sehr schmalen grünen bzw. magenta Farbsäumen führen, die allerdings nur auffallen, wenn man das Bild sehr groß zieht und ausschnittsweise auf dem Monitor betrachtet.
Praxis
Der große Bildwinkel es Objektivs ist zum einen natürlich sehr gut geeignet, um bestimmte Aufgaben zu lösen – Gebäude oder große Innenräume im Ganzen zu erfassen, kleine Innenräume größer erscheinen zu lassen, enge Gassen oder weite Landschaften ins Bild zu setzen.
Mit dem großen Bildwinkel und dem geringsten Mindestabstand lässt es sich auch schön mit der steilen Perspektive spielen. Zudem kann man bei Blende 1.4 eine recht schmale Schärfenzone nutzen. Gut – bei einem 20er ist sie bei 3 m Entfernung immer noch rund 2,10 m breit, aber bei einem Meter Abstand sind es nur noch ca. 20 cm und bei Nahaufnahmen aus rund 30 cm Entfernung schrumpft sie auf knapp 2 cm.
Umgekehrt kann man, wie schon erwähnt, die große Schärfenzone nutzen, um aufs Fokussieren zu verzichten! Auch für Aufnahmen vom Sternenhimmel bietet sich ein Objektiv mit diesem Bildwinkel an, allerdings waren in der Testphase solche Bilder nicht möglich.
Zubehör
Das neue 20 mm Art ist kompatibel zum USB-Dock, um Feinabstimmungen vorzunehmen.
Außerdem kann man den standardmäßigen Stülpdeckel aus Kunststoff durch einen aus Metall ersetzen. Der Metalldeckel, der knapp 40 € kostet, bringt null Zuwachs für die Abbildungsleistung, und ob er das Objektiv besser schützt, als die Plastikausführung, weiß ich nicht, das habe ich nicht probiert. Aber mit dem Metalldeckel ist das Objektiv einfach viel stimmiger … (Es ist ja bald Weihnachten :)).
Alles in allem
Wieder eine Top-Leistung von Sigma und ein Objektiv, das den anderen Objektiven der Art-Serie nicht nachsteht.
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS
Praxisbilder
Praxisbilder, die mit der Canon EOS 5D Mark III und Canon EOS 5DS aufgenommen wurden, finden Sie hier.
Blendenreihe
Die Bilder der Blendenreihe wurden mit der Canon EOS 5DS aufgenommen.
Ein Klick auf ein Beispielbild bringt es in der vollen Größe von 8688 x 5792 Pixeln auf Ihren Monitor. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder wurden in Adobe Camera Raw mit den Grundeinstellungen entwickelt.
Wichtig: Wegen der seitlichen Ausleuchtung sind die nachfolgenden Bilder nicht geeignet, um die Vignettierung zu überprüfen!
Important: Due to the lateral illumination the following pictures are not suitable for evaluating the vignetting!
Text und alle Fotos (c) Herbert Kaspar
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net böse sein, aber die testbilder sind gelinde gesagt ein witz. eine (fast) zweidimensionale fläche abfotografieren für einen schärfeverlauf? auch ein super beispielbild für die weitwinkelfähigkeit des objektivs;) bitte das nächste mal zumindest vor die türe gehen. danke
Die Weitwinkelfähigkeit, die schmale Schärfenzone usw. sind im ersten Beitrag mit den Praxisbildern zu sehen – alle draußen vor der Tür entstanden. Der Link, der zu den Praxisbildern führt, steht mitten im Beitrag.
An den Büchern ist lediglich zu sehen, wie sich die Schärfe von der Bildmitte zum Bildrand ändert, wenn man die Blende von ganz offen bis zur kleinsten Öffnung schließt.
Bitte das nächste Mal genauer lesen. Danke. Und … net böse sein 🙂
[…] Fotomagazins – eigentlich ist es ein kurzer Testbericht – findet man eine Blendenreihe von f/1.4 bis f/16. Da dabei jedoch ein Bücherregal aus sehr geringer Entfernung abgelichtet […]
Ich habe leider in den letzten Wochen einiges um die Ohren gehabt, daher habe ich dieses Reviews erst jetzt gelesen.
Das 20 mm f1.4 Art von Sigma scheint auch von den Beispielbildern her ein richtiges Sahne-Teil zu sein und ich werde es mir sobald es das Haushaltsbudget zulässt auf jeden Fall zulegen.
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