Zwei neue Objektive von Olympus stehen in den Startlöchern, um mit den beiden hoch gelobten ersten Zooms der M.Zuiko Pro-Serie gleichzuziehen. Das M.Zuiko Digital ED 2,8/7-14 mm Pro stellen wir in d-pixx 4/2015 vor (erhältlich ab 13. August) und einige zusätzliche Praxisbilder werden wir in den nächsten Tagen hier auf www.d-pixx.de präsentieren. Das andere ist das M.Zuiko Digital 1,8/8 mm Fisheye Pro, das erste Fischauge mit einer so hohen Lichtstärke … und das schauen wir uns hier an.
Mit der Pro-Serie will Olympus ganz oben in der Rangliste der Objektivhersteller mitspielen, und mit dem M.Zuiko Digital ED 2,8/12-40mm Pro (> d-pixx 4/2014) und dem M.Zuiko Digital ED 2,8/40-150 mm Pro (> d-pixx 6/2014) ist das schon gelungen. Zusammen bilden sie eine hervorragende Allround-Ausrüstung – Brennweitenbereich [@KB] zusammen 24 mm bis 300 mm bei durchgehend hoher Lichtstärke 1:2,8. Allerdings kostet das Pärchen 999 € + 1.399 € (unverbindliche Preisempfehlung).
Das M.Zuiko Digital 1,8/8 mm Fisheye Pro kam an einer OM-D E-M5 Mark II und einer PEN E-PL7 mit Sucher VF-4 zum Einsatz. Die Praxisbilder am Ende des Beitrags stammen alle aus der PEN E-PL7, zu der das Fischauge mit seinem Durchmesser von 62 mm bestens passt. Das Gehäuse der E-PL7 ist ohne Sucher 63 mm hoch. Obwohl das 8 mm mit rund 315 g kein Leichtgewicht ist, liegt es auch mit der kleinen PEN sehr gut in der Hand, mit den etwas größeren OM-D-Modellen sowieso.
Typ
Das M.Zuiko Digital ED 1,8/8 mm Pro ist ein formatfüllendes Fischauge. Es deckt über die Diagonale einen Bildwinkel von 180° ab, während die kreisförmig zeichnenden Fischaugen diesen Bildwinkel über die schmale Seite des Formats bieten und entsprechend ein rundes Bild in einem schwarzen Umfeld entsteht.
Wichtiges Merkmal der Fischaugen ist, dass Linien, die nicht durch die Bildmitte verlaufen, nach außen durchgebogen werden, und zwar um so stärker, je näher sie dem Bildrand sind. Wie stark dieser Effekt deutlich wird, hängt von der Art des Motivs ab.
Es kann gelingen, den Fischaugeneffekt teilweise (manchmal auch ganz) im Motiv zu verstecken, wenn man Motivteile ohne gerade Linien, die parallel zum Rand verlaufen, in die Nähe des Bildrandes bringt oder
wenn man etwa den Horizont in der Mitte platziert (was normalerweise in Sachen Bildgestaltung als „no go“ gilt).
Das Objektiv ist mit seiner Anfangsöffnung von 1:1,8 sehr lichtstark. Es lässt sich bis Blende 22 abblenden.
Design, äußerer Aufbau, Material
Das 8 mm folgt dem Design der Pro-Objektive. Es ist geradlinig, die glatten Flächen schimmern glänzend und der breite Fokussierring ist nicht mit einem geriffelten Belag versehen, sondern ist im Material in drei Bahnen fein geriffelt. Er läuft sehr geschmeidig und man kann, wenn man möchte, die Entfernung präzise einstellen. Wie bei den M.Zuiko Objektiven üblich, wird auch die manuelle Scharfstellung mit Hilfe des AF-Motors vorgenommen. Allerdings kann der Fokussierring nicht, wie bei den anderen Pro-Objektiven, einfach nach hinten gezogen werden, um vom AF- zum MF-Betrieb zu wechseln. Das ist ein Ausstattungsdetail, an das man sich schnell gewöhnt und entsprechend beim Fischauge vermisst, wenn man es parallel zu anderen M.Zuikos der Pro-Serie nutzt.
Der Durchmesser des Objektivs liegt bei 62 mm und es ist ab Auflagefläche 80 mm lang. Zur Länge trägt die integrierte 4-Segment-Streulichtblende rund 18 mm bei. Innerhalb der Blende wölbt sich die Frontlinse stark nach vorn, was den Einsatz von Einschraubfiltern unmöglich macht. Leider fehlen sowohl eine Filterschublade wie auch eine Aufnahme für Filterfolien, wo man z. B. eine ND-Filterfolie unterbringen könnte, um lange Verschlusszeiten bei weit offener Blende zu erzwingen.
Der Tubus besteht aus Metall, die Streulichtblende aus Kunststoff. Das Objektiv ist gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt und passt von daher zu den anderen Pro-Objektiven und zu den Gehäusen der OM-D E-M5, E-M5 Mark II und E-M1.
Die Fertigungsqualität des Fischauges ist hervorragend. Die Bedienbarkeit ist ebenfalls sehr gut, auch wenn der Fokussierring nicht als AF/MF-Umschalter ausgelegt ist.
Innerer Aufbau
Das Objektiv ist aus 17 Linsen in 15 Gruppen aufgebaut. Eine Linse besteht aus ED-Glas und weist eine asphärische Oberfläche auf. Zudem bestehen fünf weitere Linsen aus Glas mit besonderen Eigenschaften.
Fokussierung
Die Naheinstellgrenze des 8 mm liegt bei 12 cm ab Sensorebene. Das entspricht einem Arbeitsabstand von 4 cm zwischen Vorderkante der Streulichtblende und Motiv. Es wird ein Abbildungsmaßstab von 1:5 erreicht. Will man dasselbe Bildfeld mit einer Vollformatkamera formatfüllend abbilden, muss das Objektiv einen größten Abbildungsmaßstab von 1:2,5 möglich machen.
Die Scharfstellung war mit keinem der Gehäuse ein Problem, egal, ob wir die automatische Messfeldwahl nutzen oder – was fast immer die bessere Variante ist – das Messfeld selbst festlegten. Die automatische Fokussierung ist schnell und lautlos.
Abbildungsleistung an einem 16 MPix FourThirds Sensor
Zusammen mit den 16 MPix-Sensoren unserer Testgehäuse lieferte das 8 mm eine absolut überzeugende Leistung ab.
Die Auflösung ist bei allen Blenden von der Mitte bis nah an die seitlichen Ränder sehr hoch, auch die Bildecken sind kaum schwächer.
Verzeichnung ist in diesem speziellen Fall natürlich gar kein Thema – sie ist untrennbar mit der Charakteristik des Objektivs verbunden.
Vignettierung spielt verblüffenderweise praktisch keine Rolle. Wenn dennoch eine Bildseite dunkler ist, als die andere, liegt das an der Helligkeitsverteilung im Motiv. Der Sensor zeichnet z. B. getreulich auf, dass der Himmel bei Sonnenschein nicht von Horizont zu Horizont gleichmäßig blau ist, was einem selbst nicht auffällt, da man diesen riesigen Bildwinkel nicht mit einem Blick erfasst.
Der riesige Bildwinkel ist auch dafür verantwortlich, dass bei sehr vielen Aufnahmen im Freien die Sonne mit ins Bild kommt. Aber auch dann sind Reflexe selten zu sehen und fast alle können gut aus dem Bild gerechnet werden.
Die Farbsäume (chromatische Aberration) hat Olympus sehr gut im Griff. Nur bei wenigen Aufnahmen konnten sie bei genauer Betrachtung in den äußersten Bildecken entdeckt werden.
Praxis
Natürlich steht ein Objektiv mit einem Bildwinkel von 180° nicht ganz oben in der Objektivwunschliste, aber wenn man ansonsten schon gut aufgestellt ist, ist ein Fischauge auf jeden Fall einen Blick wert – denn es macht einfach sehr viel Spaß, wenn man es hat. Man kann wirklich fast alles ins Bild holen, was vor dem Objektiv liegt. Man kann dabei mit dem Horizont spielen, in dem man das Objektiv ein bisschen nach oben oder unten neigt, man kann den Fischaugeneffekt nach vorn holen, indem man Objekte mit vielen geraden Linien sucht oder ihn zurückdrängen, indem man „verbogene“ Motive ins Bild setzt. Und wenn man sich traut, kann man Porträts aufnehmen und dem Modell eine große Nase oder große Ohren verpassen oder es sonst wie verunstalten.
Alles in allem
Das M.Zuiko Digital ED 1,8/8 mm Fisheye Pro ist ein Top-Objektiv, das sich nahtlos in die Serie der Pro-Objektive einfügt – auch von der Preisgestaltung, denn die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 899,- €
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS
Preis und Liefertermin
Das Objektiv ist lieferbar.
Preis: 899,- € (UVP)
Text und alle Fotos (c) Herbert Kaspar
Grafik (c) Olympus
Praxisbilder (an Olympus PEN E-PL7)
Im Bericht oben und nachstehend finden Sie eine Auswahl aus den Aufnahmen, die wir mit dem M.Zuiko Digital ED 1,8/8 mm Fisheye Pro gemacht haben. Alle Bilder sind Freihandaufnahmen.
Hinweis:
Ein Klick auf ein Praxisbild öffnet es in der vollen Größe von 4608 x 3456 Pixel.
Es handelt sich immer um JPEGs, die in Adobe Camera RAW entwickelt wurden. Dabei wurden ggf. die Belichtung und die Lichter und Schatten optimiert, um z. B. wenigstens ein bisschen Zeichnung in den weißen Himmel zu bekommen!
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